Columbos Vorname und der Oberste Gerichtshof

Die „Philip Columbo“ Geschichte oder: Wie Columbo unversehens zu einem falschen Vornamen kam

Der Vorname von Lt. Columbo war Gegenstand eines 300 Millionen Dollar Plagiatsprozesses in den 80ern, der sich sogar den Weg bis zum Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika gebahnt hat.

Die Geschichte lautet wie folgt:

Fred L. Worth, ein früherer Fluglotse aus Sacramento in Kalifornien, schrieb ein Buch, das übersetzt den Titel „Das Lexikon der Belanglosigkeiten“, („The Trivia Encyclopedia“), trägt und 1974 in der ersten Auflage veröffentlicht wurde.

Es hatte so großen Erfolg, dass weitere „Lexika der Belanglosigkeiten“ folgten, inklusive des Buches„ Lexikon der Belanglosigkeiten Vol.II“ im Jahr 1981. Fred L. Worth war überzeugt davon, dass das Geschäft mit derartigen Trivialitäten boomen würde Darum wollte er seine Arbeit und sein Wissen irgendwie schützen, da er es mühsam gesammelt hatte.

Wie auch immer, ihm wurde klar, dass niemand aus dem öffentlichen Leben Fakten für sich in Besitz nehmen kann – er hätte nur versuchen können, die Rechte für die von ihm gewählte Form seiner Sammlung zu beanspruchen.

Aber Herr Worth hatte eine Idee

Er wurde dabei von einem alten Kartenmacher-Trick inspiriert. Denn niemand kann geografische Fakten für sich in Anspruch nehmen.

Unternehmen die Landkarten und Stadtpläne erstellen, platzieren deshalb manchmal fiktive Seen und Straßen, wo es gar keine gibt, sodass es sofort auffallen würde, wenn ein anderes Unternehmen, die Karten kopiert und an gleichen Orte die fiktiven Straßen oder Seen hätte.

Mit diesem Trick im Hinterkopf, hatte Herr Worth eine Idee. Er könnte absichtlich einen falschen Artikel in seinem Buch veröffentlichen. Wenn dann jemand aus seinem Buch Artikel kopieren würde, könnte er zweifellos beweisen, dass dies aus seinem Buch stammt.

Jahre später erklärte Worth, er habe zu der Zeit, als seine ersten Bücher erschienen sind, versucht, diese als Spiel zu vermarkten. Doch keiner hätte sich damals für diese Idee interessiert, so dass er sie nicht umsetzen konnte.

„Trivialitäten“ zu wissen entwickelte sich zu einem Volkssport und fand seinen Platz in alltäglichen Konversationen und bald wurde das Brettspiel „Trivial Pursuit“ veröffentlicht. Das Spiel war ein Sensationshit und generiert enorme Umsätze in Milliardenhöhe. Alleine 1984 bei der Markteinführung wurden in den USA 256 Millionen Dollar umgesetzt.

Fred Worth kam das Material auf den „Trivial Pursuit“ Spielkarten enorm bekannt vor. Nach genauem Hinschauen und Vergleichen mit seinen Büchern behauptete Worth, dass etwa ein Drittel des Materiales, nämlich 3976 Fragen aus den 12000 Bucheinträgen in „Trivial Pursuit“ direkt aus seinem „ Lexikon der Belanglosigkeiten“ abgeschrieben wurden.

Worth entschied sich daher, wegen Verletzung des Urheberrechtes Klage zu erheben. Er hatte gedacht, dass er eine Geheimwaffe hätte, und zwar Columbos Vornamen oder eher gesagt, das Fehlen eines echten Vornamens, obschon er im Buch einen genannt hatte.

Im „Superlexikon der Belanglosigkeiten“, hatte Fred die Aussage eingebaut, dass Columbos Vorname „Philip“ sei. Diese Behauptung war voll und ganz von Fred erfunden worden, um einen zweifellosen Beweis bei potentiellen Nachahmern und Plagiaten vorweisen zu können.

Im Oktober 1984 strengte Fred L. Worth ein Gerichtsverfahren am Gerichtshof in Südkalifornien gegen die „Trivial Pursuit“ Erfinder John und Chris Haney, Ed Werner und Scott Abbott an, wie auch gegen die Distributoren des Spiels in den Vereinigten Staaten und Kanada, Selchow & Righter und Horn Abbott Ltd. Er forderte dabei einen Schadensersatz von 300 Millionen Dollar.

Sein Rechtsanwalt behauptete, dass „Trivial Pursuit“ erhebliche Mengen an Material aus dem „Lexikon der Belanglosigkeiten“ und aus anderen Werken von Worth gestohlen habe. Die Erfinder von „Trivial Pursuit“ seien sogar so weit gegangen, dass sie selbst Rechtschreib- und Druckfehler übernommen hätten.

Es wurde weiter behauptet, dass Worth ein entscheidendes Beweisstück- eine falsche „Trivia-Antwort“ – besäße. Diese habe er bewusst eingebaut, um jedem entgegenzuwirken, der versucht das Urheberrecht zu verletzen. Worth und sein Anwalt jedoch weigern sich zu Beginn strikt, die geheime Antwort zu benennen.

„Ich habe nur eine einzige Unwahrheit eingebaut“ behauptete Worth in einem Interview. „Ich habe dies nur gemacht, damit ich sofort erkenne, wenn jemand unrechtmäßig Wissen aus meinen Büchern benutzt“. Er lehnt es ab, das Geheimnis zu lüften, da er mit dieser Unwahrheit einen Beweis bei Urheberverletzungen zu besitzen glaubte.

Schlussendlich wurde die Geheimwaffe von Worth enthüllt. Bei „Trivial Pursuit“ gab es eine Spielkarte, auf der behauptet wurde, dass Columbos Vorname „Philip“ sei. Die Erfinder von „Trivial Pursuit“ konnten diese Angaben nur aus dem Buch von Worth entnommen haben, da er sich diesen Namen ausgedacht hat.

Die „Trivial Pursuit“ Anwälte gaben zu, dass ein kleiner Teil aus Worths Buch entnommen wurde, dennoch auch viele weitere Quellen genutzt wurden. Sie gaben zu ihrer Verteidigung an: „Wenn man nur aus einer Quelle etwas entnimmt, dann heißt es Plagiat; wenn man jedoch aus vielen Quellen etwa herausschreibt, heißt es Recherche.“

Der Fall wurde durch das angerufene Gericht abgelehnt. Im Jahr 1987 wurde die Einstellung des Ursprungsprozesses durch das Berufungsgericht (United States Court of Appeals for the Ninth Circuit September 8, 1987 4 U.S.P.Q.2d 1144; 56 USLW2174; 827 F.
2d569; 1987 Corp. L. Dec. p. 26) aufrechterhalten. Das Gericht erklärte, dass das Spiel „Trivial Pursuit“ „grundverschieden“ im Gegensatz zum „ Super Lexikon der Belanglosigkeiten“ sei.

Worths Anwalt legte Berufung beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten ein, aber am 28.Mai 1988 lehnte der Oberste Gerichtshof die Berufung ab.

Die Erfindung des „ Philip Columbo“ von Fred Worth ist somit als rechtliche Untermauerung eines Anspruches durchgefallen. Bis heute jedoch bleibt Fred Worths Einfluss auf den Vornamen von Columbo bestehen. Selbst nachdem die Spielkarte schon vor langer Zeit aus dem Spiel „ Trivial Pursuit“ genommen wurde, wird immer noch darüber geredet und darauf hingewiesen.

Kürbislasagne mit dem falschen Namensbezug

In einem „Cop Cookbook“ (einer Sammlung von Rezepten die von berühmten Fernseh-Detektiven und Polizisten zusammengestellt wurde), ist auf der Seite 22 ein Rezept von Peter Falk für eine Kürbislasagne abgedruckt. Dabei wird auch Bezug genommen auf seinen Fernsehcharakter „Philip Columbo“. Auch hier hatte man sich scheinbar von Worth in die Irre führen lassen.

Verschiedene Columbo-Websites berufen sich auf „Philip Columbo“, oder behaupten auch, dass der Vorname „Philip“ bei der Bühnenversion von „Rezept: Mörder“ genannt wurde. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Scheinbar kennen sie die Story von Worth nicht.

Eine Peugeotanzeige wirbt damit, dass der berühmteste Peugeotfahrer „Ltd. Philip Columbo“ sei. Hier hat man sich scheinbar auch von Trivial Pursuit oder besser Fred Worth inspirieren lassen und Lt. Columbo fälschlich Philip genannt.

Und so wurde Fred Worths vermeintlicher Trick, um sein geistiges Eigentum zu schützen, eine Legende und ist schon ein fast endloser Teil des Columbo-Vermächtnisses.

Ach ja, eine Frage hätten wir noch, auf die wir Ihnen die Antwort im Artikel geben: Wissen Sie, wie Columbo mit Vornamen heißt?

Lesetipp

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