Privatdetektive haben eine lange Berufsgeschichte, die sich bis in das London des 18. Jahrhunderts nachvollziehen lässt.
Wer waren die Vorfahren von
- Rockford,
- Matula,
- Wilsberg und all den anderen Fernsehdetektiven?
Jene Detektive, die wir heute aus dem Fernsehen und der Literatur kennen? Wer stand am Anfang der Geschichte der heutigen Detektiven, die auch in der Gegenwart stets aufs Neue im Sinne der Gerechtigkeit arbeiten? Wie ermittelten die Ahnen der heutigen Detektive?
Anfänge in Frankreich
1833 gründete Eugène François Vidocq die erste bekannte Detektei. Vidocq war französischer Soldat und Kriminalist. Er rief die Firma „Le Bureau des Renseignements Universels pour le commerce et l’Industrie“ („Büro für universelle Informationen für die Kaufmannschaft und Industrie“) ins Leben.
Für diese Firma stellte er zunächst ehemalige Sträflinge ein. Das hatte zur Folge, dass die Justiz mehrfach versuchte, sein Unternehmen zu schließen. 1842 verhaftete die Polizei ihn dann. Man stellte ihn wegen verschiedener Delikte unter Anklage, unter anderem für die Annahme von Geld für eine Falschaussage in einem Betrugsfall. Vidocq beharrte später darauf, dass man ihn habe reinlegen wollen.
London im 18. Jahrhundert
Es waren unruhige Zeiten. Mitte des 18. Jahrhunderts nahm die Kriminalität in London, damals die größte Stadt der Welt, enorme Ausmaße an, so dass die Londoner Bevölkerung sich nach Einbruch der Dunkelheit kaum noch auf die Straßen traute. Selbst am helllichten Tag wurden die Einwohner von Bettlern und skrupellosen Dieben belästigt und bestohlen.
Es war eine Zeit, in der das Verbrechen wie ein Geschwür immer weiter wuchs und in der unvorstellbare Armut einherging mit gewalttätigen Verbrechen auf Straßen, die mit Prostituierten – viele von ihnen krank oder verunstaltet – überfüllt waren, die oft schon als Kind mit ihrem Gewerbe begonnen hatten.
Kein Mann, keine Frau und auch kein Kind war wirklich sicher. Es ging soweit, dass die gutgekleideten Bürger von diebischen Banden von ihren Wagen gezerrt wurden, wo sie dann ausgeraubt oder sogar ermordet wurden. Zufällig vorbeikommende Personen suchten sofort das Weite oder versteckten sich in den Gassen aus Angst davor, selber Opfer der brutalen Verbrecher zu werden. Trunkenheit in der Öffentlichkeit war die Regel.
Es war vielerorts unmöglich, frisches Wasser zu bekommen und niemand wäre auf die Idee gekommen, aus einer mit Krankheitserregern durchsetzten Themse zu trinken. Das einzig erschwingliche Getränk, das man überall bekommen konnte, war Gin, oft so schlecht erstellt, dass er fast schon giftig war. Die Leute tranken ihn wie Wasser, so dass Trunkenheit an der Tagesordnung war.
In den Straßen wimmelte es von torkelnden Gestalten und leblosen Körpern jener, die an verschiedensten Krankheiten gestorben waren. Recht und Ordnung gab es nur theoretisch, was besonders der vornehmeren Bevölkerung stank.
Die erste Straßenpatrouille
Dieser Problematik nahm sich Sir Henry Fielding an. Er war bekannt als Satiriker und Schriftsteller. Darüber hinaus war er Rechtsanwalt vor höheren Gerichten, sowie später Richter am Londoner Polizeigericht, dem Bow Street Court.
Er beschloss, eine Straßenpatrouille zu gründen. Diese zunächst kleine Truppe trug keine Uniformen, sondern mischte sich in ziviler Kleidung unter die Leute auf der Straße und konnte schon bald erstaunliche Erfolge verzeichnen.
Ausgestattet waren die so genannten „Bow Street Runners“ mit einer besonderen Waffe, einer Doppellaufpistole, die sie jedem Banditen überlegen machte. Schon nach kurzer Zeit vergrößerte man die Truppe, die schon bald rund um die Uhr aktiv war, um innerhalb kürzester Zeit die Verfolgung eines Verbrechers im ganzen Gebiet Londons aufnehmen zu können.
Die Bow Street Runners halfen entscheidend dabei, Recht und Ordnung zurück auf die Straßen Londons zu bringen und dafür sorgten, dass die Stadt nicht in der Anarchie versank.
Lincoln erhielt von Detektiven Personenschutz
In den meisten amerikanischen und britischen Polizeistellen nennt man noch heute einen Ermittler der Polizei „Detective“. Abgeleitet wird dieser Begriff vom lateinischen Wort „detegere“, was mit „enthüllen“ oder „aufdecken“ übersetzt werden kann.
Dem gelungenen Vorbild der Londoner „Bow Street Runners“ folgend setzte man auch in vielen anderen Städten derartige nicht uniformierten Detectives ein. Parallel dazu gründeten sich aber auch erste private Ermittlungsfirmen, die ihre Dienste bei der Beschaffung von Informationen oder der Kriminalitätsbekämpfung offerierten.
Der bekannteste Ermittler damaliger Zeiten war Allan Pinkerton, der 1842 von Glasgow nach Chicago auswanderte, wo er mit großem Erfolg bis 1850 als Detektiv bei der Polizei arbeitete. Gemeinsam mit dem früheren Staatsanwalt Edward Rucker gründete er die North-Western Police Agency, die dann später in Pinkerton’s National Detective Agency umbenannt wurde. Seine Ermittlungsfirma hatte bald einen exzellenten Ruf einer zivilen Polizei. Zu seinen Klienten gehörte sogar Präsident Abraham Lincoln.
In Berlin tummelten sich schon früh viele Detektive
In Deutschland liegen die geschichtlichen Wurzeln wohl in Berlin.
Ursprünge der Detektive in Deutschland
Mit zunehmender Industrialisierung in Deutschland wuchs das Bedürfnis von Firmen und auch Geschäftsmännern, Auskünfte über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ihrer Vertragspartner zu bekommen. Diesen Umstand nutzte 1860 der Makler S. Salomon aus. Im damals zu Deutschland gehörenden Stettin gründete er eine Detektei. Diese trug den Firmennamen „Erkundungsbüro zur Wahrung kaufmännischer Interessen für Stettin und die Provinz Pommern“. Seither gilt er als der erste Privatdetektiv in Deutschland.
Seinem Vorbild folgend wurden in den nächsten Jahren auch in anderen großen deutschen Städten Detektivbüros gegründet. Erst gab es eine Detektei in Dresden, dann folgte Berlin, wo es bald eine Reihe von Detekteien gab.
Es waren oft ehemalige Polizisten, die sich als Detektiv in Berlin selbstständig gemacht hatten. Sie besaßen durch ihre Polizeierfahrung und ihr kriminalistisches Geschick die notwendige Voraussetzung für diesen neuartigen Berufsstand als Detektei Berlin. Doch nicht nur im wirtschaftlichen Bereich waren Detektive aktiv. Vielmehr wurden ihre Dienste schon bald auch von Privatpersonen zunehmend genutzt.
Reichsverband Deutscher Detektiv-Institute
1896 wurde der „Reichsverband Deutscher Detektiv-Institute e.V.“ gegründet. Dieser Detektiv-Verband sollte sich um die Belange der Detektive gegenüber dem Gesetzgeber, Gerichten und Behörden kümmern.
1925 gab es in Deutschland schon 1321 Detekteien. In dieser unruhigen Zeit war besonders das Sicherheitsbedürfnis der wohlhabenden Bürgerschicht groß. Daher übernahmen die Detektive mit dem Personenschutz und der Objektbewachung ein zusätzliches Aufgabengebiet.
Die Diktatoren des Dritten Reiches hatten dann keinen Platz mehr für privat ermittelnde Detektive. Deswegen verboten sie mit einem neuen Gesetz vom 01.02.1939 deren Ermittlungsarbeit.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches erlebte das Detektivgewerbe in Deutschland eine Renaissance. Schon 1946 gründeten verschiedene Detektive wieder einen Detektivverband in Deutschland.
Mehr als 60 Jahre später gibt es in Deutschland Schätzungen zufolge über 10.000 Privatdetektive, die als Privatermittler oder Kaufhausdetektive tätig sind, wobei Kaufhausdetektive allerdings eher Bewacher sind und mit dem Detektivberuf nicht wirklich viel gemein haben.
Daher legen Privatdetekteien moderner Prägung Wert darauf, dass man sie nicht in einen Topf mit oft obskuren und dubiosen Kaufhausdetekteien wirft. Hinter diesen verbergen sich übrigens häufig fragwürdige Security-Dienste.
Wer sich damit beschäftigen will, den Beruf des Detektivs zu wählen, der sollte zunächst die Literatur zum Beruf des Detektivs lesen.
Allgemeine Informationen zum Arbeitsfeld Privatermittler gibt auch die Webseite www.detectivecondor.de/